Volk eingegangen und massive Räuberei

Jahresverlauf bisher

Temperaturverlauf im Brutraum

(90 Tage Verlauf)

Gewichtsabnahme und Tagesverläufe

(30 Tage Verlauf)

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Das dashboard beobachte ich täglich und hatte schon eine Nachricht dafür angefangen zu schreiben (den edit buffer kann ich jetzt löschen) - Du hast die Erklärung für die immense Abnahme geliefert…

Schade, - habt Ihr Erklärungen, warum dieses Volk erloschen ist? Tote Königin gefunden?

Das Volk habe ich nur ein mal “persönlich” gesehen, und zwar bei der Installation der Sensoren Ende März, sonst bekomme ich nur sporadisch Infos von den Imkerinnen, die es in Moabit betreuen.

Chronologie eines Exitus

Auffällig fand ich bereits die Temperaturabnahme in den Randgassen ab 2. September. Von diesem Zeitpunkt an wurden aber auch die Außentemperaturen kälter. Was auffällt: Das zeitgleich zumindest in einer zentralen Wabengasse die Temperatur etwas zurückgeht und mehr schwankt. Beim ersten Draufschauen auf die Daten dachte ich mir, es gab eine Kontrolle und jemand hat die Sensoren an etwas anderer Stelle platziert. Kontrolliert wurde da laut Moabees nicht.

Eine Konrolle gab es zwar, aber erst am 14.09. was man am Gewichtspeak nach unten von über 10 kg im Gewichtsverlauf sieht. Was die Imkerinnen da gemacht haben weiß ich aber (noch) nicht.

Recht genau 21 Tage nach dem 2. September, nämlich am 24. fallen auch die Temperaturen in den zentralen Waben!!

Weitere ca. 10 Tage später fallen auch höhere Gewichstabnahmen auf, massiv ab 05.10. mit fast 1 kg / Tag.

Diskussion

Die ersten Temperaturänderungen Anfang September hatte ich mir – nachdem es keine Kontrolle mit einer Veränderung der Sensorpositionen war – mit auslaufender Brut erklärt und / oder einer Wanderung der Traube inden zweiten Brutraum. So weit ich weiß wird das Volk mit zweizargigem Brutraum geführt.

d-day: 2. September

Nun, nach einer genaueren Analyse der Temperaturdaten, und auch nach den beobachteten Schwankungen in den vermutlich brutbesetzten Wabengassen vermute ich eher, dass der d-day für das Volk der 2. September war, meine starke Vermutung ist, das da irgendetwas letales mit der Königin passiert ist.

Laut Brutnesttemperatur-Verlauf gibt es 21 Tage danach keine Brut mehr im unteren Magazin!

Theoretisch könnte das Volk tatsächlich auch in den Brutraum 2 gewandert sein. Das Volk überwintert auf Honig, d.h. Druck von oben durch Einfütterung gibt es nicht und es hätte Platz sich den Wintersitz in der zweiten Etage einzurichten. Dann hätte ich aber erwartet, dass die hellblaue Temperaturlinie hier in der ersten Abbildung konstant bleibt. Die abrupten Schwankungen ab 02.09. sprechen imo eher dagegen.

Eindeutig klar, dass mit dem Volk etwas nicht stimmt wird es ab 5. Oktober. Vermutlich wird der Stock massiv beräubert und Tagesabnahmen von 1 kg am Anfang bis fast 2 kg gestern lassen vermuten, dass das Volk nicht mehr existiert.

Ameisensäurebehandlung?

Was ich mir – nur auf Grund der Daten – vorstellen könnte, wäre eine AS-Behandlung am 02.09. mit der bekannten Schädigung offener Brut, daher der Rückgang von (Brut-)Temperatur und ebenfalls der bekannte Königinnenverlust nach AS. Die Imkerinnen berichteten aber nur von der Inspektion am 14.09. Weiter hätte ich bei einer Behandlung / Störung eher mit einer kurzfristigen Temperaturerhöhung gerechnet, davon sieht man aber nichts in den Daten.

Varroa?

Ein Volkszusammenbruch durch Varroatose ist leider “klassisch” für Völkerverluste im Herbst. Es ist aber ein schleichender Prozess und die punktuellen Änderungen am 02.09. passen für mich da nicht ganz dazu. Ich hätte eher ein allmähliches Auslaufen der Brut erwartet. Weiter ist die Königin bei einem an Varroa eingegangenen Volk noch eine der letzten Bienen, die bis zum Ende in der Kiste sitzt. Da die letzten größeren Brutflächen vermutlich schon Ende September ausgelaufen sind, hätte sie ab Anfang September schon keine Eier mehr nachgelegt. Ich möchte Varroa nicht ausschließen, für mich deutet aber mehr auf einen (plötzlichen) Königinnenverlust Anfang September hin.

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Vielleicht wurde die Königin bei der Durchsicht abgemurkst. Dann suchen auch alle anderen Bienen das Weite, denn Für Nachschaffungszellen ist es ja schon zu spät …
So meine Vermutung.

Die Durchsicht war erst am 14.09., die Veränderungen traten aber schon am 02.09. ein, das kann es somit nicht ausgelöst haben. Weiter habe ich zwischenzeitlich erfahren, dass auch keine Varroabehandlung mit AS durchgeführt wurde, d.h. Brutrückgang und Königinnenverlust durch AS können wir auch ausschließen.

und wann war vor dem 02.09. die letzte Durchsicht?
Ich meine bis ein Fehlen der Königin bemerkt wird nach dem Schleudern Juli/August ist es ja noch ein langer Weg.
Aufgefüttert wird da mit was ?

Die Königin muss auf jeden Fall bis 02.09. noch im Volk gewesen sein und kann nicht bei einer früheren Durchsicht versehentlich abgedrückt worden sein, da ja bis 21 Tage nach dem 02.09. noch Bruttemperatur geherrscht hat. Ohne Brut haben die Bienen keinen Grund konstant 35 °C zu produzieren. Das Volk sollte auf Honig überwintern, hatte laut Waage ja auch mehr als genug und wurde nicht aufgefüttert (daher auch keine Zunahmen im Gewichtsverlauf).

Weisellosigkeit mit Temperatursensoren/-verläufen diagnostizieren?

Spannend finde ich die Temperaturverläufe im Brutnest, bisher bin ich davon ausgegangen, dass man Weisellosigkeit erst 21 Tage nach Ableben der Königin diagnostizieren kann, mit sinkenden Temperaturen, da keine Brut mehr da ist. Das passiert auch bei besagtem Volk so um den 24. September.

Sehr interessant sind aber die Veränderungen genau 21 Tage zuvor. Die Temperatur in brutnestnahen Wabengassen sinkt ab und schwankt mehr!

Das würde bedeuten, dass sich nicht nur der Sound ab der Weiselunruhe ändert, sondern auch der Temperaturhaushalt sich vom “Normalbetrieb” schlagartig verändert nd eben nicht erst nach 21 Tagen!!

Alles erst mal Vermutungen basieren rein auf Sensordaten aber sehr spannend! ;-)

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Soeben war ich dort und habe mir mal die Lage kurz angesehen.

  • leider ist wie zum Zeitpukt der Aufstellung (damals gerechtfertigt) das Flugloch in fast voller Breite geöffnet (bis auf das Viertel mit der Kabeldurchführung). Da die Tiere auf offenem Gitterboden stehen, gibt es dafür keinen Grund, es nicht jahreszeitgemäß anzupassen, zu verkleinern - naja, zu spät für derartige Dinge, und Bärbel wird wohl wissen, was sie da tut
  • das, was dort trotz Nieselregen ein- und ausfliegt, sind zahlreiche Wespen
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Hier der komplette Datensatz (noch nicht bereinigten) mit ca. 57.000 Einzeldatensätzen:

Man sieht deutliche Ausreißer des DHT bei der Feuchtigkeit nach oben und gleichzeitig Temperaturabsenkungen die nur beim DHT, nicht aber bei den DS18B20 zu sehen sind: https://swarm.hiveeyes.org/grafana/d/i2mF_5pWz/hiveeyes-open-hive-test-statista… hier sieht man die Temperaturpeaks nach unten etwas besser: http://open-hive.org/apiary/index.html?user=test-statista&hive=1 (etwas Geduld, längere Zeit bis die Daten geladen sind).

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Ich würde auf Messwertausreisser wie beim DS18B20 tippen, denn die Feuchtigkeit kann sich nicht so schlagartig ändern. Ursache vermutlich Timingprobleme beim DHT-Treiber. Die liefen bei mir am Rasperry auch nicht so ganz sauber.
Mein Tipp: Ausreisser erkennen und dann überspringen oder letzten Wert senden.

Die DS18B20 sind ok, da passt alles, es sind Änderungen beim DHT, sowohl bie der Feuchte als auch bei der Temperatur (genau dann wenn die Feuchte spinnt). Microcontroller ist hier ein ESP8266 mit Arduino-C-Code.

Habe gerade dieses Video von broodminder gefunden mit ähnlichen Artefakten:

Allgemeine Erkenntnisse

  • Bruttemperatur 35 °C (=95 °F)
  • wenn im Winter die Innentemperatur größer als die Außentemperatur ist, lebt das Volk
  • Brutsensor muss möglichst zentral positioniert sein

Spezielles zu Weisellosigkeit und Temperaturschwankungen

Hier gab es eine Durchsicht des Volkes, was man am Gewichtspeak beobachten kann:

Direkt im Anschluss zeigten sich – wie bei uns oben, aber ohne die Durchsicht – auffällige Schwankungen der beiden Temperatursensoren innen (grün und türkis) die nach ca. 2 ½ Wochen (Gitterlinien im Diagramm = eine Woche) zumindest bei einem Sensor zunahmen:

Hier wurde ein Volk geteilt und vermutlich dabei die Königin entnommen, Zeitpunkt beim kleinen Temperaturpeak ganz vorne in der Grafik. Danach fiel die grüne Temperaturkurve etwas ab (die Sensoren sind vermutlich in Brutraum 1 und Brutraum 2). Auch wieder ca. 2 ½ Wochen später nimmt die Varianz gerade beim grünen Sensor zu. Die Temperaturregulation wird dann 4 Wochen später nach dem vermuteten Ereignis mehr oder weniger aufgegeben:

Das ist auch spannend, hier wird eine Räuberei im Stock (!) beobachtet, dabei steigen die Temperaturen deutlich über die 35 °C. Leider ist nicht zu sehen wie hoch genau:

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BoodMinder / Rich fand nahezu das gleiche Muster in einem Volk nach Verlust der Königin: Beecounted

Das ist super toll!!

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