In der Tabelle oben ist der Blühbeginn der Sommerlinde Anfang Juni, langjähriges Mittel 13.06. (wie viel muss da aufgeblüht sein?), dieses Jahr angeblich der 21.06. Das kommt mir zu spät vor, ggf. auch nur Einzelwerte weil ausgegraut?? Die Sommerlinde ist früher dran als die Winterlinde. Wäre auch mal spannend, wie lange die Linde noch phänologisch blüht, aber keine effektive Trachtpflanze mehr ist.
Interessant für die Frage könnten auch die Trachtnetdaten sein:
In Berlin war 2022 das globale Trachtmaxima für das Jahr am 2. Juli 2022, ab da ging es nur noch rückwärts, das wäre also eh in ca. einer Woche – mit oder ohne Regen (Basis dafür: 15 Waagen):
Im Vergleich dazu schaut der bisherige Verlauf für 2023 in Berlin so aus:
Wenn wir auf die letzten Tage reinzoomen und uns parallel die Gesamt-Daten von Deutschland ansehen, sehen wir ein Maximum am Donnerstag, den 22.06. und danach zwei Tage leichte Abnahmen, was deine These oben bestätigen könnte. Von Samstag auf Sonntag waren es aber nur noch 50 g Abnahmen. Da könnte also schon wieder was reinkommen!
Hier zum Vergleich die Daten von Bayern, da gibt es etwas mehr Datenmaterial, nämlich basierend auf 116 Waagen. Auch dort eine stärkere Abnahmen, aber auch da stabilisieren auch die Werte danach wieder:
Wir kennen ein abruptes Trachtende von der Robinie bei Starkregen in Berlin. Da werden die Blüten durch die Regentropfen regelrecht abgeschossen und danach ist der Nektarfluss auch vorbei. Klassisch ist das ganze ebenfalls bei Honigtautrachten. Da können Starkregenereignisse die Läuse mit dem Honigtau plötzlich abwaschen, was dann irreversibel ist. Die Läuse liegen am Boden und können nicht weiter an den Siebröhren der Bäume saugen. Die Tracht ist für dieses Jahr zu Ende. Das was u.a. auch ein Grund warum Menschen Bienenwaagen entwickelt haben!
Lindentracht ist etwas komplexer, oder spannender! Sie kann aus dem Nektar der Blüten bestehen, aber auch aus extrafloralen Nektarien und auch aus Honigtau wenn sich Läuse auf den Blättern befinden. Ein Gewitterregen kann durchaus die Honigtauerzeuger abwaschen und so für ein Trachtende sorgen. auch der auf den Blättern vorhandene Nektar der extrafloralen Nektarien wäre dahin. Allerdings honigen die ja nach dem Regen weiter, mit frischem Wasser ggf. sogar besser als vorher in der Hitze. Da könnte also wieder was kommen. Bei den Blüten wird es schwierig, wenn die noch stabil genug waren und der Regen nicht zu stark, werden die nochmal honigen. Wenn allerdings eh das Ende schon bevorstand (2022 war Trachtende ca. in einer Woche) und die Blüten schon instabil und am abblühen waren, könnte der Regen ihnen schon jetzt den Rest gegeben haben und das war es dann auch mit der Linde 2023.
Ich habe heute in unserer Linde im Garten am östlichen Rand von Berlin auch keine Bienen mehr gesehen. Allerdings ist das keine Winterlinde, sondern eine Krimlinde, die auch früher verblüht. Winterlinden sind normalerweise die, die am spätesten im Jahresverlauf blühen.
Ich würde die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben und die nächsten Tage nochmal die Waage(n) beobachten. Da sich die Daten der letzten Tage eher stabilisieren und nicht kontinuierlich abnehmen denke ich, dass sich noch etwas tun wird und wir bei warmem Wetter die nächsten Tage noch Zunahmen beobachten werden. Lange wird es aber nicht sein, da – mit oder ohne Regen – das Trachtende der Linde sowieso in einer Woche da sein wird.
Super ungewöhnlich wäre ein Trachtende jetzt auch nicht, 2019 war am 26. Juni Schluss (allerdings nur 4 Waagen Datenbasis) und auch die letzte Jahre war Anfang Juli das Maximum erreicht. Subjektiv habe ich aber den Eindruck, dass mit den heißen Sommern und dem Klimawandel sich auch dieser Zeitpunkt nach vorne geschoben hat und vor 10 Jahren “gefühlt” doch eher Mitte Juli war.