Nearly Half of U.S. Honeybee Colonies Died 2022

Hab das nur aufgeschnappt, und unter diesem Titel bei nur kurzer Suche ausschließlich Inhalte bei yellow press-Seiten finden können. Vielleicht habt Ihr seriösere Quellen?

Leider scheint das zuzutreffen, bin gerade auch konsterniert ob der hohen Zahlen. Bekomme regelmäßig die Aufforderung zugeschickt, am Colony Loss Survey von beeinformed.org teilzunehmen, bin durch eine Konferenz o.ä. auf deren Mailingliste gelandet, fülle den Bogen dann aber nicht aus, da sie nur die US-amerikanischen Honigbienen monitoren

The Bee Informed Partnership (https://beeinformed.org) is a non-profit organization that works alongside beekeepers to improve honey bee colony health and survivorship across the United States. One of the organization’s longest running programs, the national Colony Loss and Management Survey, was initiated with the support of the Apiary Inspectors of America in 2007.

Die langjährigen und aktuellen Zahlen findet man z.B. unter https://beeinformed.org/2023/06/22/united-states-honey-bee-colony-losses-2022-23-preliminary-results-from-the-bee-informed-partnership/

Interessant finde ich die in den letzten Jahren zunehmende Sterblichkeit im Sommer. Ich denke das sind Völkerzusammenbrüche am Ende der Saision während oder nach der Auffütterung, wie wir sie auch in Deutschland kennen. Die Völker brechen erst zu diesem Zeitpunkt zusammen, da sich die Varroen in der Brut vermehren und ab dem Brutbegin im Spätwinter die Bienen immer einen kleinen Vorsprung haben, d.h. etwas mehr Brut als kritische Anzahl Varroen haben. Sie können so mit den stetigen Brut- und dann auch Bienenzahlen im Volk den Parasitendruck der Varroamilbe noch ausgleichen. Das ganze kippt dann im Spätsommer, wenn die Bienepopulation zurückgeht und sich die weiter vermehrenden Milben immer weniger Brutzellen und adulte Bienen teilen müssen, wie es diese Abbildung aus der Broschüre Varroa unter Kontrolle “schön” zeigt. Wenn – spätestens dann, besser vorher – nicht ge(be)handelt wird, sterben die Völker:

2023-06-23 10_01_45-S_1-Tiff - varroa_unter_kontrolle.pdf – Mozilla Firefox

Bei uns in Deutschland hat die (einmalige) Behandlung der Varroa im Herbst / Winter auch sehr viele Jahre funktioniert bis Resistenzen gegen die eingesetzten chemischen Mittel entwickelt haben. Mit den dann eingeführten organischen Säuren wurde es wieder besser, aber auch da reicht eine Behandlung im Winter schon lange nicht mehr, sondern sie muss mit Herbstbehandlungen oder gar noch früheren Blockbehandlungen und biotechnischen Verfahren flankiert werden.

I “Bee not Informed” ;-) was gerade in den USA gegen die Varroa getan wird, traditionell schießt man da aber sehr schnell mit Pharmaka und meint so mit der großen Chemiekeule das Problem schnell lösen zu können. Daher vermute ich, dass diese Strategie – ähnlich wie bei uns – nicht mehr ganz aufgeht und daher die vermehrten Zusammenbrüche im Sommer kommen.

Was der Klimawandel hier beiträgt, kann ich (noch) nicht sagen. Auf der einen Seite wird durch früheres Trachtende und sehr hohe Temperaturen das Brutgeschäft jetzt auch im Sommer eingestellt, das höre ich in den letzten Jahren öfter, dass nach sehr heißen Perioden in Völkern keine Brut mehr ist. Früher dachte man als Imker:in, die Königin sei abhanden gekommen oder etwas stimmt nicht. Heute sieht man das öfter und vermutet klimabedingte Pausen, d.h. keine oder wenig Nahrung verbunden mit viel mehr Arbeit für die Kühlung des Brutnestes, ggf. auch Wassermangel für Kühlung? Jedenfalls könnte eine Brutpause positiv für den Befallsdruck sein, sprich die Vemehrung der Milbe (die in der Bienenbrut stattfindet) wird unterbrochen bzw. reduziert. Man hat das früher als biotechnisches Verfahren auch angewendet, Königin eine Zeit auf eine Bannwabe sprerren, um eine künstliche Brutpause zu schaffen. Ob allerdings diese Pause sich positiv auswirkt oder mit den ganzen anderen Stressoren wie Futtermangel, Hitzestress, … eher weiter zum Zusammenbruch beiträgt, ist für mich noch fraglich.

Bei den Imker:innen geben interessanterweise sehr viele “Queen issue” als Ursache an. Klar kann ein Volk nicht überleben wenn im Spätherbst die Königin verlustig geht. Aber auch da wäre zu fragen warum? An Weisellosigkeit stirbt ja ein Volk erst mal nicht, sondern dann an Räuberei, Drohnebrütigkeit, … finde die Kategorie also sehr unspezifisch.

Falls tatsächlich “irgendwas mit der Königin” zum Tod der Völker verstärkt beiträgt, widerspricht das etwas meiner Varroa-Vermutung oben. Klassisch überlebt die Königin in einem Varroa-geschädigten Volk sehr lange und man findet kahlgefogen und beräubert häufig die Königin mit einem kleinen Rest Bienen auf den Waben.

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