@robert schrieb:
Bin kurz davor, endlich eine Lötstation zu bestellen.
Wird wohl die Ersa pico, hoffe die ist ok?
@weef antwortete:
Sehr schön!
Ich denke, wenn Du keine erhöhten ESD-Anforderungen hast (dann die i-con
nano als ESD-sichere Version), dann wird Dir die pico mehr Spaß machen
als eine RDS-80 oder sowas. Funktionen wie standby-Temperatur schonen
die Spitzen und auto-power-off die Nerven. pico’s und nano’s
Programmiermöglichkeit über SD-Karte… naja, kann man verwenden, muß
man aber nicht. ,)
Ein Kompromiß wäre, den Ablageständer der nano (0A52) dazuzunehmen, der
hat nicht nur Aufnahmen für vier Lötspitzen, sondern ist ESD-safe (aus
hochohmig leitfähigem Material; macht aber natürlich nur Sinn mit einer
ESD-Matte darunter, die wieder hochohmig an Erde hängt).
Du fragtest noch nach analog geregelten Stationen. Die haben allermeist
nur einen einfachen Zweipunkt-Regler mit immer zu großer Hysterese, die
digitalen halt nen digitalen PID-Regler (mit verschieden guten
Temp.sensoren) - das zusammen mit schnellem Nachheizen der pico/nano
wirst Du schätzen lernen z.B. beim Löten von an großen Masseflächen
angeschlossenen pins.
Welche Spitzen sind für die kommenden, wohl z.T. relativ feinen Lötarbeiten empfehlenswert?
Mitgeliefert wird wohl eine meisselförmige Spitze (1,6mm breit, 0,6mm dick).
Es gibt auch ein Set inkl bleistiftförmige Spitzen 0,4mm und 1,0mm sowie meisselförmige 2,4mm.
Ist z.b. Die 0,4mm Spitze sinnvoll, oder tut es die 1,0mm oder gar die 1,6mm meissel auch erstmal alleine?
Erstmal ja. Aber Du wirst noch zwei oder drei andere haben wollen, also
das Set bietet sich auch von der Auswahl eher an. Zu 0.4 oder eher 0.5
hätte ich Dir ohnehin zugeraten, 1mm ebenfalls - deshalb ist das set schön.
Ob Du nun eine 2,4er häufiger als die 1,6mm nehmen würdest, hängt von
der jeweiligen Arbeitsweise und -aufgabe ab, aber auch persönlichen
Vorlieben. Die Ersadur-0102-Spitzenserie kosten fast alle um nen 10er,
Sonderformen (z.B. Hohlkehle) auch mal das doppelte oder fast dreifache.
Aber dafür brauchst Du davon erst in Jahren mal eine neue, und v.a. sind
die dann auch noch erhältlich von den etablierten Herstellern.
Beachte, daß die dünneren Spitzen vorn natürlich eine kleinere
Wärmekapazität haben (gegenüber ‘stumpferen’ Spitzen), dies mußt Du mit
leichter Temperaturerhöhung an der Station ausgleichen, denn diese
‘weiß’ nichts über die jeweils verwendeten Spitzen. - Um das Wechseln im
Betrieb zu erleichtern, bietet sich eine zweite Lötspitzenbefestigung an
(dieses Gitterröhrchen m. Handrändel-Überwurfmutter), außerdem ein 3mm
dicker zerschneidbarer Silikonlappen und ggf. Silikon-muffin-Formen
(Backbedarf) als Ablage und handling-Hilfe. Die Spitzen nie mit
Metallzangen anfassen, das verkürzt schnell deren Standzeit. Diesen
Spitzenhalter gibts auch in grün, so daß Du Spitzen für bleifrei und
bleihaltig leichter unterscheiden kannst.
Ich wollte eigentlich auch Lötdraht, bleifrei (die Legierung mit 3% Silber). Welchen Drahtstärke: 0,7mm? Der Shop hat aber vor allem 500g-spulen, ist etwas viel. Kleine Spule anderswo ist im Verhältnis teuer. Teilen wir uns eine? Oder verkauft mir jemand etwas von seiner?
Sonst noch etwas zu beachten?
Jede Menge! ,)
-
da niemand von uns die Analysetechnik hat, die behauptete
Zusammensetzung der verwendeten Stoffgemische (Lot, Flux…) zu
überprüfen, ist es nicht verwerflich, hier bei etablierten Marken zu
schauen und zu kaufen. Billiger Kram führt schon beim Arbeiten zu Frust,
und falsche Chemie kann noch nach Jahren funktionierende und für
zuverlässig gehaltene Schaltungen außer Betrieb nehmen. -
welches Weichlot (‘Elektroniklot’) auch immer, es sollte eine
flux-Seele sollte haben (2-4%). Alles andere taugt nur noch für die
Regenrinne und zum Bleigießen. -
bleihaltig dürfen u.a. auch nicht-gewerbliche Anwender (weiterhin)
arbeiten, man muß nicht zwangsläufig auf bleifreis Lot gehen.
Bleihaltiges Lot ist bei geringeren Temperaturen als bleifreies bereits
geschmeidig - es läßt sich also etwas leichter verarbeiten (und sieht
optisch besser aus). Dieser optische Unterschied läßt einen manchmal bei
bleifreien Verbindungen an schlechte, mit wenig Flußmittel hergestellte
Lötstellen denken - die sehen aber tatsächlich so ‘stumpf’ aus.
Bleihaltig und -frei mit gleicher Spitze zu fahren, ist möglich, aber
meist umständlich und gewiß nicht zu empfehlen. -
ein kleine Döschen ‘tip tinner’ (oder ‘tip activator’) solltest Du Dir
noch dazu leisten (gibts auch in bleifrei und bleihaltig) -
ein Knäuel Messing’wolle’ zum Zunderabstreifen ist wichtig, ein
Viskose-Schwämmchen mit aqua dest. befeuchtet dient dem gleichen Zweck;
vorteilhafterweise hat man beides am Lötplatz. -
zusätzliches Flußmittel hilft. Kolophonium wirst Du haben, das kann
man in Spritus lösen und pinseln - prima Zeug! Moderner und wünschenwert
sind zusätzlich Kleinstmengen-flux-Spender in Form von z.B.
‘Filzstiften’ (z.B. von Edsyn oder Stannol). Ob Vorliebe für flüssig
oder pastös, mußt Du selbst herausfinden. Außerdem sollte man nicht nur
als lötender Imker ‘Löthonig’ für die harten Fälle da haben (ja, der
heißt so). -
flux removal (z.B. ‘Kontakt LR’) zum abschließenden Entfernen der
flux-Reste ist kein Luxus, sondern Pflicht. Ersatzweise: Nitroverdünnung
kann auch etwaige Beschriftung ablösen, lieber Isopropanol und ein
harter Plastikpinsel (z.B. Zahnbürste). -
zum Lot-Entfernen solltest Du eine antistatische Hand-‘Zinnpumpe’
haben, sowie Entlötlitze. Bei der letzteren reichen zunächst 2mm Breite,
später willst Du vllt mit 1,5 oder 1mm arbeiten. Felder z.B. bietet
Flußmittel-getränkte Entlötlitze an - das geht dann besonders leicht. -
reine Salmiaksteine, Flußmittel mit Chloriden usw. sind nicht für
Feinlötarbeiten an Elektronik gedacht noch geeignet, im Gegenteil sorgen
diese zuverlässig gleich oder später für Fehler. -
Für Deine alte Weller WTCP gibt es natürlich immer noch Spitzen - die
läßt sich dadurch leicht aufwerten.
Gruß,
@weef
(disclaimer: Mit keiner der genannten Firmen bin ich irgendwie
verbandelt; ich nutze privat und beruflich verschiedene Lötwerkzeuge und
-verfahren.)