Ja, dieser WIderstand ist Schwachsinn und ist leider aus Bequemlichkeitsgründen dort drin. Es gibt keinen Grund für diesen zusätzlichen Strompfad, er ist ein Zugeständnis an die Leute, die SJ2=open brauchen oder wollen, damit die dann nötige Verbindung zu plus (“rate = 1”) funktioniert (eigentlich gehört dort ein Jumper mit drei Kontakten hin und nicht noch der Widerstand…) .
Leider ist genau dort auch ein bedauerlicher Designfehler bei Sparkfun passiert: dieser Widerstand R5 geht zu VCC und nicht zu VDD, obwohl der RATE-Eingang eindeutig in die DVDD-, also die digital supply-Domäne gehört. Wenn man also VCC an 5V und VDD an 3,3V legt, “schützt” nur R5 den IC vor den 5V - während der ‘Rest’ des Digitateils 3,3V bekommt… das begründet einen Teil des von Dir gehörten “Pfeifens”.
Am besten wäre es also, wenn Du
- SJ2 wieder schließt, um die gewünschten 10 s/s zu bekommen,
- gar keinen Strompfad nach Plus für den RATE-Eingang vorsiehst, also R5 entfernst.
Du willst ja nur die unnötigen ca. 300 µA loswerden, aber nicht gleich noch die Abtasrate des ADC ändern - also SJ2 zu und raus mit R5 ! :)
Aus zwei Gründen tust Du Dir bei unserer Anwendung keinen Gefallen damit: schlechtere Genauigkeit durch höheres Rauschen und durch unwirksame 50 Hz-Filter.
höheres Rauschen durch höhere Abtastrate
Beim HX711 verdoppelst Du mit RATE=80 sps gegenüber 10 sps das noise figure (im China-Datenblatt fehlt natürlich wieder die Angabe zu VDD, Vsup und AVDD, also den bei der Messung herrschenden Betriebsbedingungen…):
Was das bedeutet, sieht man im Vergleich mit dem ADS1231:
Du erhälst also immer eine um etwa 1,2 bit verschlechterte Genauigkeit beim ADS1231, wenn Du die Geschwindigeit auf hohe Abtastrate setzt.
Leider sagt uns das HX711-Datenblatt hingegen nichts über das VP-P noise, also das peak-to-peak-Rauschen aus, so daß ‘nur’ ENOB und nicht die noise-free bits errechnet werden können. Auch wurde nur für einen einzigen Betriebsfall einer (unbekannten) AVDD gemessen, womit der Aussagewert noch weiter eingeschränkt wird. Immerhin aber kommt man so auf 0,84799691, also etwa 0,85 bit, die mindestens verloren sind bei RATE=80 gegenüber RATE=10 sps am HX711.
FIXME: kleine Berechnung als summary
(Was hier wie ein Nachteil des ADS1231 aussieht (1,2 bit gegenüber 0,85 bit), kommt daher, daß der ADS1231 gegenüber dem HX711 bei 10 sps ein um etwa ein Drittel besseren Rauschwert hat.)
Wenn ich mit 80 sps anstatt 10 sps messe und nur ein einzelnes sample verwende (ohne, daß ich die samples z.B. einer Sekunde nehme, um dann jeweils über 10 oder 80 samples einen Mittelwert zu verwenden), dann hat dies eine Sample bei 80 sps einen noch kleineren ‘repräsentativen’ Wert und verlangt daher umso mehr nach einer Mittelung von aufeinanderfolgenden samples.
Dieses eine Bit mag nicht viel erscheinen, es kann jedoch über den Unterschied in der Jahresgenauigkeit einer Waage von 100g zu 200g ausmachen. Wer also auch im Winter messen möchte, um den Verzehr und damit z.B. besser Reserven abschätzen zu können und Brutbeginn bei immer wärmer werdenden Wintern feststellen möchte, sollte keinen Grund haben, auf 80 samples per second zu stellen (oder gar noch schneller wie z.B. bei ADS1220 oder NAU7802 möglich).
digitale Filter in delta-sigma-ADCs
Der zweite Grund, weshalb man tunlichst bei 10 sps bleiben sollte, ist die Tatsache, daß die digitalen Filter zur 50Hz/60Hz-Unterdrückung in den delta-sigma-ADCs für eine Rate von 10 sps spezifiziert sind (bei ADS1231/1232/34 und HX711) - sie verlieren ihre gute Wirksamkeit bei höheren Abtatsraten (im Datenblatt z.B. des ADS1242 (S.13) kann man die eintretende Verschiebung der unterdrückten Frequenzen ablesen, und im Datenblatt des ADS114S06B (S.29) lassen sich sogar verschiedene Filter je nach gewähltem Datenraten-Bereichen erkennen).
Diese Filter unterdrücken die Grundfrequenz(en) plus die niederen Harmonischen jeweils mit mindestens 100 dB, 120 und 140 dB sind üblich (AD7710/11/12: 200 dB !), und ihr EInfluß kann nicht hoch genug angesehen werden. Imkerwaagen stehen zwar (meist) im Freien und nicht in Häusern, aber selbst dort sind 50Hz- (bzw 60 Hz-)Felder omnipräsent. Grob-Stromleitungen sind nicht geschirmt, man muß also fast überall deren Einfluß erwarten. Wer jemals EMV-Messungen oder sehr hochohmige Messung gemacht hat, weiß warum fünfstellig kostende EMV-Meßempfänger einen Lautsprecher haben: 50 Hz hört man überall raus!
Also: bei 10 samples pro Sekunde bleiben.