Wachsmotten wiegen

Das Problem: In den letzten Wochen kam unser Volk nicht gut in Gang (vgl. die Kurven: alte und neue Darstellung), obwohl es bei der Frühjahrsdurchsicht Anfang April einen guten Eindruck gemacht hatte. Regelmäßiger Sammelverkehr ist zwar zu beobachten, auch viel Polleneintrag, aber eben keine Staus am Flugloch und echte Emsigkeit. Das Volk wirtschaftete lediglich auf Bestandserhalt, während eigentlich tägliche Gewichtszunahmen zu erwarten gewesen wären. Jetzt hat sich bei einer Kontrolldurchsicht herausgestellt: Ich wiege seit knapp zwei Monaten die Entwicklung eines Wachsmottennests mit! Wie kams dazu? Weiterlesen und zum Mottennest in der Bildergalerie

Waren denn in den Waben auch Motten? Nur im Moos fände ich komisch. Moosmotten? ;-)

Wir kennen ja die Wachsmotten nur als Schädlinge, die Frage ist aber, ob in einer natürlichen Situation das nicht eine Art Symbiose ist. Alte Waben sind Träger von Infektionskeimen und die Jungbienen werden mit zunehmend mehr Nymphenhäutchen in den Zellen auch kleiner. Wie “renoviert” denn ein Volk seine Wohnung bzw. seine Lagersätten und sein Aufzuchtequipment?

Eine Variante wäre, dass die Wachsmotten in der Zeit in der die Bienen weniger aktiv sind sich den alten Waben - auch im Stock - annehmen. Habe das aber nie in großem Umfang beobachtet. Wenn das Bienenvolk klein ist ist auch die Wachsmottenpopulation klein und es ist zu kalt für sie ausserhalb des bienenbesetzten Bereichs Müllabfuhr zu sein.

Einige berichten auch davon, dass Bienen alte Waben abknabbern - konnte ich nicht beobachten, ich lasse meine Waben aber auch nicht so lange drinnen, sie werden vorher ausgetauscht.

Muss das Volk also die Hütte erst mal eine Saison verlassen, damit die Motten wieder “klar schiff” oder zumindest “klar hohler Baum” machen können?

Ein starkes Volk kann sich gegen Wachsmotten wehren und wird das - bei neuen Waben - auch tun! Sicher haben die Wachsmotten nicht das Volk zurückgedrängt! Wenn dann war es zu schwach für diese Wabenbereiche oder die Waben waren dem Volk zu alt - kannst du abschätzen wie lange die schon bebrütet wurden? - und die Bienen haben den Motten Platz gelassen, aber so schaut es ja auch nicht aus. Die Waben sind weder groß beschädigt, noch sind sie weg.

Meine Einschätzung wäre: (zu) kleines Volk, das nicht alle Gassen besetzen kann und daher hat sich die Wachsmotte über den Leerstand hergemacht.

@clemens: In den Waben hab ich keine Wachsmotten gefunden, aber auch nur oberflächlich geguckt. Da waren eher kleinere Arbeiterinnentrupps beschäftigt mit der Bergung der letzten Pollenreserven auf dieser seite des Brutnests, abseits von der Bruttraube.

Das konkrete Problem bei mir war eben der Fremdkörper, den wir mit eingepackt hatte im Stock: das immerhin 10cm-Durchmesser Moospolster, das der Motte offensichtlich eine Ei-Ablagestätte bot, an der die Reinigungsbienen nicht rankamen. Also, falls wer ernsthaft ins Wachsmotten-Business einsteigen will, so gehts ;-)

Das schließt @clemens Schwaches-Volk- bzw. ich würde sagen Schwache-Königin-Theorie ja nicht aus.
Im Normalfall würde ich aber auch sagen: Symbiose. Denn die einzelnen Motten, die in einem besiedelten Nistraum hochkommen, leben hauptsächlich vom Wachs (altem und frisch ausgeschwitztem), das auf den Boden fällt. Solche einzelne waren mir immer mal wieder entgegengekommen, seit ich mit der Bienenkiste imkere.

Soweit ich weis fressen die Wachsmotten die Häute der Bienenlarven, die nach dem Schlupf der Biene in den Zellen zurück bleiben. Das Wachs der Zellwände wird nur zernagt und findet sich oft als Brösel in den Gespinsten, das die Mottenlarven zurück lassen.
Da die Bienen die Wachsmotten angreifen (Beißen, aus dem Stock zerren) würde ich vermuten, dass sich die Mottenlarfen einfach nur unter dem Moos versteckt halten.

@Juergen: Wikipedia sagt, die Wachsmotte frisst jung Gemüll vom Boden und später vor allem Waben und Pollenreste. Einen Beleg zitiert sie nicht. In der Plastiktütenstudie heißt es:

They [wax worms; mois] feed on beeswax, and their natural niche is the honeycomb; the moth lays its eggs inside the beehive, where the worms grow to their pupa stage, eating beeswax

Das wird belegt mit dem Verweis auf eine weitere Studie zur Verdauung von Wachsmottenlarven: Dickman, R. (1933). Studies on the waxmoth Galleria mellonella, with particular reference to the digestion of wax by the larvae. J. Cell. Comp. Physiol. 3, 223–246. Der Titel sagt eigentlich schon alles.

Ich denke wir können durchaus davon ausgehen, dass Wachs einen relevanten Nahrungsanteil der Wachsmottenlarve bildet.

@mois Markus, danke für die Infos. Dann lehren die Imkerbücher und mein Verein nur die halbe Wahrheit. Vermutlich weil man beobachten kann, dass unbebrütete Waben von den Larven nicht zerfressen werden.

Ne, Wachs allein reicht nicht, bebrütete Waben mit den Nymphenhäutchen sind Nahrungsquelle.

Hatte die Tage einen ganz witzigen Fund, der mich an die von @mois zitierte Studie erinnert hat.

Ich bewahre meine Wachsblöcke in Plastiktüten auf und in einer habe ich Reste einer verpuppten Wachsmottenlarve gefunden. Die hat sich sauber an einer mehrmals gefalteten Stelle der Tüte durch mehrere Schichten Folie gefressen. Ob sie es auch sauber verdaut hat kann ich leider nicht sagen ;)